Heilsame Lektüre(n): Die Poetik des Innehaltens bei Peter Handke

Frank Hahn (Berlin) 

Freitag, 3. Juni 2022, 19 Uhr, im Deutschen Kulturinstitut Tartu (Kastani 1)

Dass Literatur helfen kann, uns selbst, wie Paul Ricœur betont hat, „vor dem Text“ besser und neu zu verstehen, steht außer Zweifel. Doch ändert sich mit einem anderen Selbstverständnis auch das Verhältnis zur Welt? Kann Literatur hier sogar eine heilende Wirkung entfalten?

Am Beispiel der Werke Peter Handkes soll dieser Frage nachgegangen werden. Aus Sicht des Referenten kann schon der besondere Rhythmus und Klang der Sprache Handkes ein freieres Atmen bewirken. In seinen Texten entfaltet sich ferner eine Poetik des Innehaltens, durch welche der Raum der inneren und äußeren Wahrnehmung sich weitet. Innehalten als Möglichkeit zu spüren, welche Kraft und Schönheit in vielfach übergangenen und übersehenen Gefühlen, Begegnungen und Naturbeobachtungen liegen kann.  Wobei es Handke weniger ums Beobachten geht als um Resonanz, um ein Mitschwingen mit dem Lebendigen um uns herum. Handke schreibt nicht nur beim Gehen und über das Gehen, sondern seine Sprache ist selbst eine Form des Gehens, und zwar eines zögernden, tastenden, eben innehaltenden. Sich darauf beim Lesen einzulassen, kann als heilsame Erlaubnis gelesen werden, sich vom Druck des ständigen Machens zu befreien und stattdessen uns selbst in unserem leiblich-seelischen Sosein besser zu spüren. Das kann den Lesern mehr als einen „geglückten Tag“ schenken.

Die Poetik des Innehaltens soll an Beispielen aus den letzten Werken Handkes, insbesondere der 2017 erschienenen „Obstdiebin“, verdeutlicht werden.

Frank H.E. Hahn ist Gestalttherapeut und Autor und lebt in Berlin. Er hat zum Sprachdenken Franz Rosenzweigs Bücher veröffentlicht sowie über Emmanuel Levinas und Martin Buber gearbeitet. Demnächst wird sein erster Roman erscheinen. Ferner verfasst er regelmäßig Rezensionen für das Literaturmagazin tell. Er leitet zudem den Verein Spree-Athen, der seit 15 Jahren mit philosophischen und literarischen Vorträgen einen festen Platz im Berliner Kulturleben einnimmt.  

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Frank Hahn

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