Sprache als Gleichnis – Franz Rosenzweigs Sprachdenken in ethischer Hinsicht

Frank Hahn (Berlin)

Donnerstag, 2. Juni 2022, Raum Liivi 4 – 124

Vor 100 Jahren hat Franz Rosenzweig der Philosophie vorgeworfen, sich die Ohren vor dem Schrei der geängstigten Menschheit zu verstopfen. Unter der Herrschaft allgemeiner Begriffe werde der „einzelne aus der Welt geschafft“. Dieser Einzelne sei eben nicht nur ein denkendes, sondern auch ein fühlendes Wesen. Beides verbinde die Sprache – vor allem aber sei der Mensch ein antwortendes und hörendes Wesen. Was scheinbar selbstverständlich klingt, ist eine zutiefst ethische Frage, die sich in ihrer Fülle erst erschließt, wenn wir Rosenzweig darin folgen, dass die Sprache stets einen Überschuss an Bedeutung hervorbringt. Das Wort übersteigt sich ständig selbst, indem es mehr sagt, als es aus sich heraus versteht. Das Wesen der Sprache sei laut Rosenzweig das Gleichnis. „Aber es soll mehr sein als Gleichnis, und das ist es erst, wenn es ohne ein „das bedeutet“ auftritt…“  Es ginge beim Gleichnis nicht um einen Vergleich, sondern, so kann man Rosenzweig lesen, um ein Zugleich verschiedener Bedeutungen, ein Zugleich von menschlichem und göttlichem Wort, von Augenblick und Ewigkeit. Und um ein Sogleich des Aufschubs, der nötig ist, um einander zu hören und zu antworten und aus der Polarität des Entweder-Oder-Denkens einen Ausweg zu finden.

Frank H.E. Hahn ist Gestalttherapeut und Autor und lebt in Berlin. Er hat zum Sprachdenken Franz Rosenzweigs Bücher veröffentlicht sowie über Emmanuel Levinas und Martin Buber gearbeitet. Demnächst wird sein erster Roman erscheinen. Ferner verfasst er regelmäßig Rezensionen für das Literaturmagazin „tell“. Er leitet zudem den Verein Spree-Athen, der seit 15 Jahren mit philosophischen und literarischen Vorträgen einen festen Platz im Berliner Kulturleben einnimmt.

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Frank Hahn

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